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Zeitgeschehen
 

Zusammenhänge – neu gesehen

Ostalgie

von Klaus Buschendorf

Wissenschaftler analysieren das Wissen der Jugend über die DDR und wundern sich über das Ergebnis. Politiker beklagen die schlechte Aufarbeitung der Vergangenheit durch die Schule. An die Eltern ergeht der Vorwurf, dass sie ihren Kindern ein kuscheliges Bild sozialer Sicherheit in der DDR vermitteln würden. Und danach staunen Wissenschaftler über eine Flut von Briefen der älteren und mittleren Generation aus dem Osten, die das von ihnen festgestellte und von den Politikern so beklagte Bild bestätigen. Und sie fragen: Was ist dagegen zu tun?

Auch ich bin zunächst ratlos. Denn ich erinnere mich. Bei der Geburt meines vierten Kindes erhielt ich vom Amt ein Schreiben, dass ich nun Schulbuchfreiheit für meine Kinder in Anspruch nehmen könne. Ich war damals ein stolzer Vater. Ich antwortete, dass es Ehrensache für mich sei, für die Bildung meiner Kinder selbst aufzukommen. Das Amt schrieb zurück. Ich solle doch die Leistungen der Werktätigen nicht missachten, die durch ihrer Hände Arbeit das ermöglicht haben. Meine Frau lachte mich aus. Zu Recht, denke ich.

Warum fällt mir das ein beim Lesen einer Meldung über schlechtes Wissen der Jugendlichen über die DDR? Weil man ja automatisch vergleicht. Können Sie sich vorstellen, dass heute ein Amt einen Bürger über ein neu erworbenes Recht informiert, ganz individuell mit extra Brief an einen Einzelnen? Dass es darauf besteht, dass der Bürger dieses Recht auch in Anspruch nimmt?

Noch mehr fällt mir ein. Die Stadt Erfurt war stolz darauf, den billigsten Tarif für Straßenbahn und Bus anzubieten: eine Mark der DDR für sechs Fahrten. Heute kostet die Vierfahrtenkarte 5,30 Euro. In meiner Abiturientenklasse sind viele Ärzte geworden. Wir sind nun alle Rentner. Nur die Ärzte nicht. Sie müssen noch Kredite abzahlen für den Kauf ihren Arztpraxen. Und wenn ich nach Unterschieden von damals zu heute frage, beklagen sie alle ihre verlorene Freiheit beim Verschreiben von Medikamenten und Behandlungen.

An dieser Stelle möchte ich aufhören. Denn ich kann nur bestätigen, dass die Eltern ihren Kindern ein richtiges Bild sozialer Sicherheit in der DDR vermittelt haben. Wem das nicht gefällt, der muss sich neu fragen: Was ist dagegen zu tun?

Die Antwort ist sehr einfach: Solch soziale Sicherheit muss wieder her! Sie sollte sogar besser sein als damals. Denn die Bundesrepublik ist ein reiches Land – kein Vergleich mit der Mangelwirtschaft der DDR. Die Bundesrepublik sollte für ihre Bürger mindestens das Gleiche leisten können wie die arme, marode DDR.

Oder – ein Verdacht muss ausgesprochen werden können: Will sie das gar nicht leisten, weil es doch die DDR nicht mehr gibt? Weil sie sich doch gar nicht für ihre Bürger, sondern nur für ihr Kapital einsetzt?

Zum Umsteuern, zum Wohle seiner Bürger, und nicht zuerst zum Wohle seines Kapitals, zu handeln, dazu müssen wir, seine Bürger, unseren Staat zwingen. Wie das gehen soll? Lesen Sie Gedanken auf der Website unserer Zeitung unter „Top-Themen“.   

 

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