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Wirtschaft
 

Brief an die Bundeskanzlerin Frau Dr. Merkel

Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel
Bundeskanzleramt
Willy-Brandt-Straße 1

10557 Berlin

09. November 2008

 

Inanspruchnahme des vorgelegten Rettungspaketes im Gesamtvolumen von 500 Mrd. Euro, bzw. nachfolgender Pakete zur Stabilisierung der deutschen Wirtschaft

 

Sehr geehrter Frau Dr. Merkel,

mit großer Sorge verfolge ich die gegenwärtigen Entwicklungen im Finanzsektor, sowie die bereits erkennbaren Auswirkungen auf die reale Wirtschaft in unserem Lande.

Als in der DDR aufgewachsener Bürger dieses Landes durfte ich hautnah die Proteste gegen das in der DDR bestehende Regime miterleben. Die Aufbruchstimmung war überall greifbar, und ich spürte das Vertrauen, welches die Mehrheit der Bürgerinnen und Bürger damals in die soziale Marktwirtschaft setzten, und in der Gewissheit auf eine bessere Zukunft, den Fall der Mauer erkämpften.

Heute, 19 Jahre nach diesem historischen Ereignis muss ich jedoch feststellen, dass dieses Vertrauen immer mehr an Substanz verliert, was die Stabilität unseres Staates ernsthaft gefährdet. Nicht nur die 17 Millionen ehemaligen Einwohner der DDR, auch viele Einwohner der ehemaligen BRD haben das Vertrauen in die soziale Marktwirtschaft verloren, was zu einer gravierenden Staatskrise führen kann. Sie, Frau Bundeskanzlerin haben mehrfach betont, dass der Vertrauensverlust in unser System das größte Problem darstellt, welches es zu lösen gilt.

Als Ursache für dieses sehen Sie in erster Linie die weltweite Finanzkrise, welche nun auch auf die reale Wirtschaft durchschlägt. Hier haben Sie vorbildlich gehandelt, und mehrere Pläne zu Rettung unserer Volkswirtschaft entworfen.

So begrüße ich das von Ihnen ausgearbeitete Rettungspaket in Höhe von 500 Mrd. Euro, sowie speziell für die Wirtschaft konzipierte Rettungspakete. Aber ich muss gestehen, dass ich zunächst, ebenso wie viele Privatbanken und Wirtschaftsunternehmen nicht gewillt war, mich in meiner finanziellen Not zu offenbaren. Doch nach reiflicher Überlegung überwog bei mir die Überzeugung, dass falsche Scham eher dazu beiträgt, unserer Volkswirtschaft zu schaden, was natürlich nicht in meinem Interesse liegt.

Deshalb möchte ich ebenfalls unter dem von Ihnen angebotenen Rettungsschirm Hilfen zur Stabilisierung meiner persönlichen Situation in Anspruch nehmen, welche im Ergebnis dazu beitragen können, unsere Wirtschaft zu stabilisieren. Mir ist schon bewusst, dass das Paket in erster Linie zur Stützung des Bankenwesens gedacht war. Wie Sie aus meinen weiteren Ausführungen leicht erkennen werden, ergeben sich aus der von mir vorgeschlagenen Verwendung der zu beantragenden Mittel neben positiven Effekten für die Bankenlandschaft ebenfalls Synergieeffekte für die Wirtschaft, und somit für die weitere gesellschaftliche Entwicklung in unserem Land.

Diesem Ansinnen folgend, beantrage ich zur Stabilisierung meiner Eigenkapitalbasis

1. ein zinsloses, und auf Lebenszeit ausgereichtes Sofortdarlehen in Höhe von

1.000.000 €

(einer Million Euro).

2. Zur weiteren Absicherung meiner Geschäftstätigkeit beantrage ich eine Bundesbürgschaft über

4.000.000 €

(vier Millionen Euro).

Begründung:

Anlässlich meines Beitritts zum kapitalistischen Wirtschaftssystem im Jahre 1990 stellte ich mir das Ziel, zum Zeitpunkt meiner „marktwirtschaftlichen Volljährigkeit“, also 18 Jahre später über ein Vermögen in Höhe von einer Million Euro zu verfügen. Dies sollte auch all jenen ein Beispiel geben, welche an der Effizienz des kapitalistischen Systems ihre Zweifel anmeldeten.

Heute, 18 Jahre nach der Formulierung meiner Zielstellung, muss ich eingestehen, dass ich das gesteckte Ziel nicht erreicht habe, vielmehr als Selbständiger auf Transferleistungen seitens des Staates angewiesen, was ich persönlich nicht als so tragisch empfinde, da es in unserer Gesellschaft üblich ist, durch direkte, oder auch versteckte Subventionen, wie auch mittels gezielter Steuererleichterungen Unternehmen durch Umverteilung gesellschaftlicher Ressourcen im Prozess der Profitmaximierung größtmögliche Unterstützung zu gewähren.

Die Gefahr, welche für die gesellschaftliche Entwicklung aus Fällen wie meinem erwächst, ist der drohende Vertrauensverlust vieler Bürger in dieses Wirtschaftssystem. Sie, Frau Dr. Merkel, als auch Herr Steinbrück, haben in vielfachen Interviews betont, dass es in der gegenwärtigen Situation vorrangig um Vertrauensbildung geht. Handelt es sich im Fall der Bankenkrise „nur“ um einen Vertrauensverlust in das Bankensystem, so droht in meinem Fall, und dem zahlloser Anderer, der Verlust des Vertrauens in das gesamte System des Kapitalismus, und damit nicht vorhersehbarer gesellschaftlicher Verwerfungen. Aus diesen Überlegungen heraus sehe ich bei der Bearbeitung meines Antrages unbedingte Eile geboten.

Auch wenn es sich aus Ihrer Sicht, so wie ich vermute, bei meinem Antrag nur um Kleinkredite, bzw. Bürgschaften handelt, so bitte ich Sie, bei Ihrer Entscheidung die gesamtgesellschaftliche Tragweite dieser nicht außer Acht zu lassen.

Verwendung der Mittel:

Zu 1.:

Das beantragte, lebenslange und zinslose Darlehen bin ich selbstverständlich bereit im Rahmen einer notariellen Vereinbarung im Falle meines natürlichen Ablebens dem Staat wieder zur Verfügung zu stellen. Dies gewährleistet, dass die Bundesrepublik Deutschland keinen finanziellen Schaden erleidet, und das Geld meinen Kindern und Enkeln zur weiteren Nutzung zur Verfügung gestellt werden kann.

In einem ersten Schritt würde ich die eine Million Euro fest anlegen, was nach aktuellen Angeboten eine Verzinsung von 5,4% sichert. Das bezieht sich auf einen Mindestanlagebetrag von 1.000 € über ein Jahr. Mir ist bewusst, dass ich mit einem Anlagebetrag von einer Million Euro, und das über eventuell 5 Jahre, eine wesentlich höhere Verzinsung erziele. Doch möchte ich bei meinen Berechnungen eher konservativ bleiben.

Bei meiner Berechnung gehe ich davon aus, dass ich im Alter von 49 Jahren, dem Staat noch 30 Jahre erhalten bleibe. Diese bilden auch die Grundlage für meine folgenden Berechnungen.

Berechnung zur Verwendung des Darlehens:

Darlehenshöhe:                                    1.000.000 €
Zinssatz:                                                         5,4 %
Jährliches Zinseinkommen:                         54.000 €
Monatliches Zinseinkommen:                        4.500 €
Zinseinkommen während
der gesamten Laufzeit:                          1.620.000 €

 

Versteuerung als Einkommenssteuer:

Steuerklasse:                                                       1 (I)
Monatliches Zinseinkommen:                            4.500 €
Jährliches Zinseinkommen:                             54.000 €

Jährliche Einkommenssteuer:                     14.766,00 €
Jährlicher Solidaritätszuschlag:                        812,13 €

Jährlich an den Staat abzuführende
Steuern:                                                  15.578,13 €
Steuern im Gesamtzeitraum:                    467.343,90 €

Zu meiner freien Verfügung stehender Betrag:

Jährliches Zinseinkommen:                           54.000 €
./. Jährlich Steuerabführungen:                     15.578 €
./. Jährliche
    Krankenkassenbeiträge (15,5%):                8.370 €
                                                           ___________
Jährlicher Verfügungsbetrag:                       30.052 €
Monatlicher Verfügungsbetrag:                      2.504 €

 

Einnahmen / Einsparungen zu Gunsten des Staates:

Steuervorteile für den Staat in meinem Modell (Steuermitnahme):

Da ich mich verpflichte, den mir zur Verfügung stehenden Betrag dem Konsum zuzuführen, erzielt der Staat über Mehrwertsteuer und weitere Steuern weitere Einnahmen. Da einige Ausgaben, wie z.B. die Miete MwSt. befreit sind, bzw. einige Produkte nur mit 7 % besteuert werden, gehe ich in einer konservativen Schätzung von 12 % Steuermitnahmeeffekt aus. Gleichzeitig wurden weitere Mitnahmeeffekte, welche durch die Erhöhung der Kaufkraft, und damit die Schaffung weiterer Arbeitsplätze entstehen, nicht einberechnet.

Jährlicher Verfügungsbetrag:                  30.052 €
Steuermitnahme:                                      3.606 €
Steuermitnahme im
Gesamtzeitraum:                                  108.090 €

Einsparung von Transferleistungen:

Monatlich erhaltene
Transferleistungen:                                 557,50 €
Jährliche Transferleistungen:                     6.690 €
Leistungen im Gesamtzeitraum:             200.700 €

Sicherlich fällt auch Ihnen auf, dass die Transferleistungen, welche Sie als maßgebliche Entscheidungsträger unserer Gesellschaft festlegen, weit unter den 500.000 € Jahresgehalt liegen, welches Sie mit dem Hinweis darauf, dass dies einen schmerzhaften Einschnitt darstellt, einem Bankmanager aus gesellschaftlichen Mitteln zubilligen. Ich erwarte von Ihnen, Frau Dr. Merkel, eine Erklärung für diese unterschiedliche Bewertung einer menschlichen Existenz. Berücksichtigen Sie in Ihren Überlegungen auch, welche Schäden von den Bankmanagern verursacht wurden, und die Milliarden, welche zur Behebung dieser aufgewandt werden?!

Berechnung:

Jährliche Steuereinnahme:                       15.578 €
Jährlicher Mitnahmeeffekt:                       3.606 €
Einsparung Transferleistungen p.a.:           6.690 €

Geldwerter Vorteil p.a.:                          25.874 €
Geldwerter Vorteil p.m.:                           2.156 €
Geldwerter Vorteil im
Gesamtzeitraum:                                  776.220 €

Rendite:

Gesamtrendite:

verwendete Formel: 
Gewinn / Eingesetztes Kapital x 100 = Angabe in Prozent

Berechnung:
776.220 / 1.000.000 x100 = 77,62 %

jährliche Rendite:

verwendete Formel:
Rendite / Anzahl der Jahre

Berechnung:
77,62 / 30 = 2,58 %

Natürlich ist eine jährliche Rendite von 2,58 % nicht mit den Zielstellungen von J. Ackermann vergleichbar. Doch erhalten die meisten Sparer, abzüglich der Kontoführungsgebühren heute in der Regel 0 % Zinsen. Im Falle einer Verstaatlichung der Banken könnten 2 % Zinsen garantiert werden, wobei auch der Bestand der Spareinlagen zu 100 % garantiert werden kann. 0,58 % könnten dann für Kosten der Kontoführung verwendet werden. Somit würde jed(e)r InhaberIn eines Girokontos profitieren.

Ich konnte leider nicht in Erfahrung bringen, wie viel Gelder in der Bundesrepublik auf solch niedrig, bis gar nicht verzinsten Girokonten lagern. Dennoch bin ich mir sicher, dass die Verwendung der bestehenden Mittel in Rahmen meines Vorschlages eine wesentlichen Beitrag zur Ankurbelung der Binnenkonjunktur leisten.

Erhöhung der Kaufkraft:

Ausgehend von meinen gegenwärtigen Einnahmen würde sich meine Kaufkraft auf 449 % erhöhen, womit ein wesentlicher Effekt zur Stärkung der Binnenkaufkraft erzielt werden kann!

Zu 2.

Die beantragte Bürgschaft möchte ich dazu nutzen, das Vertrauen zwischen den Banken, und meiner Person wieder herzustellen. Die möglichen Kreditlinien werde ich dann zum Ausbau meiner selbständigen Existenz verwenden. Gerne sende ich Ihnen auf Anfrage ein entsprechendes Konzept zu.

Sehr geehrte Frau Dr. Merkel,

wie Sie aus meinen vorstehenden Ausführungen entnehmen können, schlage ich Ihnen ein Modell vor, welches es uns ermöglicht, mittels Krediten, deren Rückzahlung garantiert ist, Menschen in dieser Gesellschaft ein würdiges Leben zu ermöglichen. Dies ist bei den von Ihnen favorisierten Bankgarantien mit Sicherheit nicht der Fall! Gleichzeitig möchte ich auch betonen, dass ich im Falle der Bewilligung meines Anliegens bereit bin, so wie dies auch heute schon geschieht, mein Wissen und Können in den Dienst der Gesellschaft zu stellen.

In der Hoffnung eines positiven Bescheides meines Antrages grüße ich Sie herzlich,

Roland Spitzer

 

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