Wenn Frauen heute auf einem öffentlichen Platz eine radikale Veränderung der Gesellschaft forderten, wenn sie ein Programm für eine sozial und ökologische verträgliche Weise des Wirtschaftens vorlegten, würde ihnen niemand zuhören. Im allgemeinen Gähnen wäre bestenfalls ein gönnerhaftes Schulterklopfen zu gewärtigen, bis man wieder zur Tagesordnung überginge.
Wenn Frauen heute ganz liberal fordern, daß sie in der Sprache vorkommen oder gar gemäß ihrem Bevölkerungsanteil in allen Positionen der Gesellschaft vertreten sind, geht ein Aufschrei durch die Gesellschaft, als hätten wir tatsächlich mit einer Revolution gedroht.
Wenn wir dieses Rätsel der Aufregung um jeden kleinen Flicken und der selbstsicheren Langeweile bei großen Forderungen lösen wollen, müssen wir die grundsätzliche Verbindung von Frauenunterwerfung und der Weise des Wirtschaftens, müssen wir den patriarchalen Kapitalismus auf allen Ebenen durcharbeiten. Ebenso gilt es, Politiken zu entwerfen, die allerorts eingreifen: in der Arbeit, in der Zeit, in der Lebensweise - im Ökonomischen, im Kulturellen, im Politischen selbst.
Dieses Buch enthält Aufsätze zu den verschiedenen Bereichen und ihren Zusammenhängen, greift historisch zurück in die Zeiten der letzten Frauenbewegung und nach vorn, in die Möglichkeit eines neuen Geschlechtervertrags.
Ein Buch für alle, die sich mit dem Backlash nicht abfinden, die Politik in den verschiedenen Bereichen neu erfinden.
Quelle: Klappentext
Frigga Haug wurde 1937 in Mühlheim an der Ruhr geboren. Sie ist Professorin an der Hochschule für Wirtschaft und Politik Hamburg und Privatdozentin an der Freien Universität Berlin sowie Herausgeberin der feministischen Schriftenreihe » Coyote Texte«, der Zeitschrift »Das Argument« und Mitglied der Internationalen Frauenredaktion. Forschungsschwerpunkte: sozialwissenschaftliche Methoden; Arbeit; Medien; Frauenpolitik.
Quelle: Klappentext