Im Zeitalter der dritten industriellen Revolution ist die Vorstellung, jeder könne ein Leben auf Erwerbsarbeit aufbauen, anachronistisch geworden. Die Rezepte neoliberaler Ökonomen und Politiker - Einfrieren der Löhne und Gehälter, expandierende Arbeitszeit, Mobilmachung der arbeitsfähigen Bevölkerung, geringere Sozialleistungen bei Teilprivatisierung der Sozialsysteme - weisen keinen Ausweg aus der Krise. Die Diskrepanz zwischen Produktivität, Wachstum und Beschäftigung verlangt nach neuen Modellen der Lebensführung und des sozialen Zusammenhalts.
Die Existenz auch ohne Lohnarbeit zu sichern und die persönliche Würde zu wahren wird für immer mehr Menschen zur wichtigsten Überlebenstechnik. Die Befugnis und die Macht zur Umkehr liegen nicht bei einer Elite, sondern beim Willen aller einzelnen, die Bürgerrechte weiterzuentwickeln. Der Umsturz der vom Staat sanktionierten Wirtschaftsgesellschaft beginnt mit der Wiederentdeckung der eigenen Urteilskraft als Keimzelle des Politischen.
Wolfgang Engler, geboren 1952 in Dresden, Professor für Kultursoziologie und Ästhetik an der Hochschule für Schauspielkunst »Ernst Busch« in Berlin. Veröffentlichte zahlreiche Studien über Lebensformen in Ost und West, kritische Analysen über die Moderne, Demokratie sowie den Wandel des Politischen und der Öffentlichkeit in den industriellen Massengesellschaften in Zeitschriften und Zeitungen (Blätter für deutsche und internationale Politik, Süddeutsche Zeitung, taz, Die Zeit.
Quelle: Klappentext