Arbeitspapier
„Neue Arbeitsformen“
Den Ausgangspunkt meiner Überlegungen bietet die Frage, wie Arbeit gestaltet sein muss, wenn sie nicht mehr vorwiegend durch finanzielle Interessen motiviert ist. Für diese Überlegung gibt es zwei Ansatzpunkte. Zum einen dürfte in dem von uns präferierten Gesellschaftsmodell (vgl. hierzu Selbstverständnis und programmatische Ansätze der Bewegung GuV)das finanzielle Interesse bei Empfängern ausreichender Grundsicherungen in den Hintergrund rücken, bzw. nicht mehr das ausschlaggebende Motiv ihrer Tätigkeit sein. Zum zweiten sind in unserem Modell die Profitmöglichkeiten des Kapitals so stark eingeschränkt, dass auch hier für die Akteure das „making money“ eine untergeordnete Rolle spielen muss.
Welchen Gestaltungsprinzipien muss eine solche Arbeit unterliegen? Welche Aspekte (wirtschaftlich, sozial, psychologisch) stehen derzeit einer solchen Verwirklichung von Arbeit entgegen? Welche Lösungen bieten sich hierfür an? Wie müssen Bildung und Ausbildung gestaltet sein, um Menschen zu einer im Marxschen Sinne nicht-„entfremdeten“ Arbeit zu befähigen? Wo liegen die Möglichkeiten und die Limitierungen einer solchen Arbeitswelt? Gibt es in dem gewählten Modell neue, andere Gefahren des Ausschlusses von Individuen, die zu dieser Form der Arbeit nicht in der Lage sein könnten? Wie ist diese Frage zu regeln?
Welche Formen von Herrschaft werden sich in diesen Arbeitsformen bilden?
- Die Frage nach Selbst- und Fremdbestimmung in der Wahl der Tätigkeit
- Die Frage nach Selbst- und Fremdbestimmung in der konkreten Tätigkeit
- Die Frage nach der gesellschaftlichen Integration und Kontrolle der eigenen Lebensbedingungen durch Arbeit (damit auch die Frage nach der Sicherheit und Verlustgefahr von Grundsicherung)
- Welche Einflussmöglichkeiten auf gesellschaftliche Entscheidungsprozesse über die Arbeitsinhalte könnten sich bieten (Arbeit als praktische Politikumsetzung, als eine Form der Ausübung direkter Demokratie)?
- Die Frage nach der Definition von Arbeit und ihren Grenzlinien: Was ist in diesem Modell noch „Arbeit“ und was nicht? Wer „arbeitet“ dann und wer nicht?
- Die Frage nach dem Verhältnis der klassischen Erwerbsarbeit zu „neuen“ Arbeitsformen und der gesellschaftlichen Stellung der jeweiligen „Arbeitsplatzinhaber“?
- Welche Art muss dann eine organisierte Interessenvertretung der Erwerbsarbeitenden und anderen Arbeitenden sein?
Erfurt den 05.07.2005 - E. Hesse
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